von Sandra und Kerstin
Wurde je eine Girl*group so wenig ernst genommen wie die britische Girl*group Bananarama? Nun gut… ihre ersten Hits wie “Shy Boy”, “Cruel Summer” und “Robert de Niro`s waiting” gingen, laut Wikipedia, “auf das Konto des Produzententeams Steve Jolley und Tony Swain”. Später wurden sie vom eher fragwürdigen Produzententeam “Stock Aitken Waterman” betreut. Heute gelten sie als Vorläuferinnen der Space Girls – und es gibt sie immer noch!
In den 1990ern veröffentlichten sie wenig erfolgreiche Platten bei Independent Labels. Im Jahr 2017 kehrte Siobhan Fahey wieder in die Band zurück. In den 1980ern war sie ausgestiegen um, zusammen mit Marcella Detroit, das coole Synthie-Pop-Duo Shakespeare´s Sister zu gründen. Das Schicksal dieser Band – und natürlich Bananaramas – liegt ganz allgemein natürlich darin, dass sie nur nach Erfolg und Hitparadenplatzierung beurteilt wird.
Dennoch hatten Bananarama eine gewisse Credibility, die sie auch der Postpunkband Fun Boy Three verdanken, mit denen sie gemeinsame Songs machten, wie z.B. “Really saying something”. Ex-The-Specials-Sänger Terry Hall von Fun Boy Three ( zu denen außerdem Neville Staples und Lynval Golding gehörten) wiederum, hatten den größten Hit von Fun Boy Three (“Our lips are sealed”) gemeinsam mit The Go Gos Sängerin Jane Wiedlin geschrieben.
Fun Fact: Bananarama versuchten mit dem Album “Bananarama” (1983) – auf dem sie als Co-Autorinnen fungierten und auf dem auch “Cruel Summer” war – von ihrem Spaß-Image wegzukommen und auch als Künstlerinnen ernst genommen zu werden. Wenn man Texte von der britischen Autorin Julie Burchill über diese Zeit liest, in denen sie beschreibt, mit welch gnadenloser Respektlosigkeit Bananarama von den britischen Radiomoderatoren auf die Rolle weiblicher Sexsymbole zurückgeworfen wurden (“Welche von Bananarama würdest du denn nehmen?” etc pp), möchten wir mutmaßen, dass ihnen dies leider eher nicht gelungen ist.
Aber Fun Fact Two: Bananarama haben mit “Cruel Summer” dennoch eine unsterbliche Sommer-Hymne geschrieben, die für immer im Gedächtnis der Popwelt bleibt! Darin beschreiben sie die Hochsommerhitze (und die allein in der Stadt verbrachten Sommerferien, während alle Freund*ìnnen in Urlaub fahren) als das, was sie ist: “cruel” statt” nice”! So viel augenzwinkernde Erzählung von weiblichem* Alltag (including gemeinsamen übermütigen Tanz auf den Straßen, wie im Video) war für die britische Musikszene der 1980er Jahre schon zu viel. Das muss eine*r sich mal vorstellen. Nicht ernst zu nehmen, dieser coole cruele Summer!
Und wo wir schon bei den großen Pophits über den Sommer sind: Ihre Buddys von Fun Boy Three hatten ein Jahr vorher, 1982, bei “Top of the Pops” eine fantastische Coverversion von dem Klassiker “Summertime” hingelegt. Mit ganz viel weiblichem* Personal an den Instrumenten.
(Und da wollen uns irgendwelche Festival-Booker*innen (von Melt bis Skorpio) öffentlich erzählen, früher hätten Frauen* ja noch keine Musik gemacht… das machen die doch erst sein ein paar Jahren, das dauert noch bis man die auf Festivals buchen kann…” Hahaha 🙂 )