Jetzt ist es schon wieder fast ein Monat her, dass Annette Humpe, die jüngste siebzigjährige Deutschlands, siebzig wurde. Aus diesem Anlass posten wir hier unseren Erlebnis-Essay über die ehemalige Ideal-Sängerin, der ursprünglich im Buch “These Girls – ein Streifzug durch die feministische Musikgeschichte” (Ventil Verlag, 2019, Hrsg Juliane Streich) erschienen ist. Und über den Nadine Lange im Tagesspiegel schrieb: “Ein besonders lesenswertes Beispiel stammt von den Journalistinnen und Musikerinnen Sandra und Kerstin Grether, die einen Hausbesuch bei Annette Humpe schildern, die seit ihrer Zeit mit der Berliner Band Ideal ihr Idol ist. Sie serviert Kaffee, gibt den Zwillingen eine Image-Beratung und Tipps zum Hitschreiben („Du musst an deine Peinlichkeiten ran“).”
Viel Spaß!
Der Ernst des Lebens
von Sandra und Kerstin Grether
Es ist ein sonniger Oktobertag, 2012, wir fahren raus aus Berlin-Mitte, ein weiter Weg in den Westteil der Stadt. Wir haben ein Taxi genommen, weil wir innerlich zu aufgewühlt sind, um mit den Öffis zu fahren. Aber auch so, im geschützten Inneren des Wagens, haben wir weiche Knie, wir sprechen kein Wort, schweigen. Als ginge es um unser Leben. Worte haben wir genug gewechselt, sogar mit unserem großen Idol: Wir haben ihr einen siebenseitigen Brief geschrieben. „Wir würden unsere Pudelchenschaar aus der Kindheit dafür geben, dass du unsere Platte produzierst.“ Wir haben sie gedutzt, alles andere wäre auch lächerlich gewesen, bei dieser coolen Frau. Max Raabe bezeichnete sie bei der Echoverleihung 2011, wo sie den Preis für ihr Lebenswerk bekam, als „heißen Feger“. Sie hat persönlich zurückgeschrieben, nur wenige Minuten nachdem sie unsere Mail erhalten hatte. Da wir beim selben Musikverlag sind, hatte ein Mitarbeiter den Kontakt für uns hergestellt. Schnell und Annette Humpe: das passt zusammen! Ihre Mail begann mit „Liebe Schwestern“, und weiter: sie produziere gerade keine Platten mehr, sie wolle reisen, in Irish Pubs herumsitzen, Musik hören. Aber ob wir vielleicht nächsten Sonntag um 15 Uhr bei ihr zu Hause vorbeischauen wollten? Kaffeetrinken mit Annette Humpe! Wir dürften ihr unsere Platte vorspielen und vielleicht könnte sie uns geeignete Produzenten empfehlen, Songwriting-Tipps geben usw. Unsere Nervosität bei dieser Autofahrt durch Annettes Berlin hätte für 30 Ideal-Songs gereicht.
Ich, Sandra, war immer der nochmal größere Ideal-Fan: Während wir am Kotti vorbeifahren, denke ich, wie immer „Kottbusser Tor, ich spring vom Zug, zwei Kontrolleure ahnen Betrug“. Und ich sehe mich als Achtjährige, im letzten Dorf im Odenwald, dahinter beginnt das Ende der Welt, vor dem Fernseher im elterlichen Wohnzimmer sitzen. Sie hatte eine Matrosenkappe getragen, unter der kurzes blondes Haar hervorspukte. Sie hatte, ganz anders als all die um Aufmerksamkeit und Wärme bemühten Schlager und Popsängerinnen, die ich bis daher kannte, gesungen: in arrogante Pose geworfen, abweisend, selbstbewusst, sogar introvertiert, als habe sie die ganze Welt schon gesehen und für unwürdig befunden (ein bisschen so wie Hildegard Knef in ihrem Evergreen „Für mich solls rote Rosen regnen“, wo es heißt: „Die Welt sollte sich umgestalten und ihre Sorgen für sich behalten“): „Eiszeit, mit mir beginnt die Eiszeit, im Labyrinth der Eiszeit, minus 90 Grad“. Oder kurz: „Alle Gefühle tausendmal gefühlt.“ Eine schneidende Stimme, die nicht nur über jeden Widerspruch erhaben war, sondern jeden Widerspruch schon mitgedacht zu haben schien. Sie stellte nicht ihren Körper aus, aber sie war körperlicher und sexier than hell.
Aber das alles, eine weitere starke Sängerin, hätte meine kleine zerbrechliche Kinderwelt noch nicht so auf den Kopf gestellt, dass sie danach nicht mehr die Selbe war. Dass ich noch Jahrzehnte später in dieser Erschütterung verharre; hätte diese Matrosin der Neuen Deutschen Welle ihre Zeilen und Gesten nicht mithilfe eines MUSIKINSTRUMENTS (genauer gesagt: eines zweistöckigen Keyboard, wie es zu der Zeit en vogue war) zum Ausdruck gebracht.
Um sie herum war eine Band aus hektischen Poser-Typen in 50er-Jahre-Anzügen, die, betont muckerhaft, ihr Gitarre; Schlagzeug oder Bass-Spiel vorführten. (Eff Jott Krüger, Hans-Joachim-Behrendt, Ernst Ulrich Deuker). Ich hatte den Schlüssel zum Geheimnis meines Lebens; den „Panzerschrank aus Diamant“ geknackt. Meine halbe Kindheit, zwischen den Beatles-Postern meines Bruders und meinen eigenen Nena-Postern, hatte ich darüber gerätselt, warum man denn, verdammt nochmal, nie eine Frau an einem Instrument sah. Annette Humpe war die erste Frau, die ich im TV ein Instrument spielen sah. Der klassische Erweckungsmoment.
Ich war elektrisiert, und augenblicklich gerettet. Bin ich bis heute. Und ich wusste eines ganz genau: Ich brauchte Auf-Der-Stelle selber so ein Instrument. Wir würden die Welt nur rocken können und aus den Angeln heben, wenn wir die Lieder selber schreiben, und nicht nur singen und interpretieren, was uns die Männer auf den Leib schneidern. Ich meine, die Popsängerinnen der 1980er waren dafür bekannt, dass ihr Bruder, ihr Vater, ihr Boyfriend, oder irgendwelche Produzenten oder Bandmitglieder die Songs schrieben, die sie sangen. Am nächsten Weihnachten bekam ich meine erste Gitarre, eine akustische, aber obwohl ich den Klang so mochte und so gerne darauf spielte, war ich noch zwei Jahre lang so beunruhigt – hey: eine Akustikgitarre in Zeiten des coolen Synthie New Wave –, dass ich mir noch eine Orgel dazu wünschte. Und dann auch noch Klavierspielen lernte. Alles andere ließ mein Annette-Humpe-Über-Ich nicht zu. Leider habe ich alles wieder verlernt und mich nur auf die Gitarre konzentriert – was mich im Nachhinein beruhigt, weil es zeigt, dass man selbst, wenn man versucht sich in Held*innen zu verwandeln, noch sich selbst bleibt. Jedenfalls fast! Ich erinnere mich an viele Tränen, die ich geweint habe, als meine von mir so genannte halblange weiße Annette-Humpe-Jeans riss und nicht mehr zu nähen war. Nur in dieser Hose war ich Annette Humpe gewesen und auf Bäume geklettert! Nun war sie beim Auf-Die-Bäume-Klettern kaputt gegangen. Und ich fand keine mehr, in der ich mir so gefiel.
Matrosin der Neuen Deutsche Welle
In endlosen Stunden, nach der Schule, spielten wir Mühle und Dame und Hase und Igel, und hörten dabei ununterbrochen die ersten beiden Ideal-LPs „Ideal“ (die, die nur auf 45 läuft!) und „der Ernst des Lebens“. „Bi Nuu“, das dritte und letzte Album der Band, legten wir hingegen so gut wie nie auf. Der Ernst des Lebens hatte uns früh getroffen, unsere Mutter war monatelang in einem psychiatrischen Landeskrankenhaus. Es war so, als hätte einem endlich mal jemand erklären können, was mit den Erwachsenen los ist, in ihren Beziehungskisten, mit ihren wahnhaften Spielchen und ihren blühenden Fantasien; mit ihren „Wahnsinnslaunen, die kein Mensch verstehen“ kann. Und schon gar kein Kind. Diese Lyrics in Verbindung mit den süßen und fiesen Keyboard-Figuren Humpes; den manischen, mitunter schweinerockigen Gitarrensolos des FJ Krüger waren für mich irgend wann fast so etwas wie eine Therapie. Sie lieferten Erklärung für meine wortlose Verwirrung. Machten mich zur Künstlerin und gaben mir gleichzeitig einen festen Anker unter den Füßen. An den gut rundgereimten, zackigen, durchrhythmisierten Zeilen hielt ich mich fest, denn sie versprachen mir eine Zukunft. Über meinem Bett hing zu dieser Zeit ein Stadtplan von „London“, der Stadt meiner Träume. Aber Annette Humpe sang im Überhit „Blaue Augen“, von dem sie später in einem Interview erzählte, der Titel sei eine Hommage an Velvet Undergrounds „Pale Blue Eyes“: „Auf Insiderfeten schlaf ich ein, ich will auch nicht in London sein.“ Das Einzige, was noch cooler war als in London zu sein, war: nicht einmal mehr in London sein zu wollen. Was sie dafür wohl alles erlebt haben musste!
Ideal hatte die neuesten Worte und Getränkesorten in den Liedern – und all den Luxus, den sich in den 80er Jahren auch das westdeutsche Kleinbürgertum zum ersten Mal leisten konnte, einfach schamlos ausgestellt (wie eine Dekade später die Cloud-Rapperin Haiyti auf ihrem Major-Debut„Montenegro Zero”, das ebenfalls von Anette Humpe beeinflusst war): „Gin“, „Scene“ , „Ein Taxi fährt zu Romy Haag, Flasche Sekt 150 Mark“, „Flieg nach Babylon, Hotel mit Vollpension.“
“Hayiti” – “Ich war noch nie im Berghain, bitte lass mich da nicht rein!” – ist das die Antwort des Jahres 2018 auf Ideals-Zeile “Ich will auch nicht in London sein?”
Und mehr noch: die Liebesspielchen der Erwachsenen; die Doppelmoral der Geschlechter und der Gesellschaft, in persönliche Geschichten verpackt, die nicht im Angestelltenalltag, sondern im Club, in der Disco, in der Bohéme spielten: „Du schläfst mit meiner Freundin und sagst, das muss ich verstehen/ Die monogamen Zeiten sind vorbei/ Und die Moral von gestern, die macht dich schizophren. Heute ist man sexuell frei/ Doch jedes Mal, wenn ich mich frei mach /Und ich komm nachts nicht nach Haus / Wenn ich von deinen Theorien Gebrauch mach/ Dann rastest du restlos aus.“ (Irre)
In jedem Satz ein abstraktes Substantiv: „Ignoranz“, „Melancholie“, „Theorien”. Aber gerade, dass man sich zwischen all den anschaulichen Beispielen so wenig darunter vorstellen konnte, machte die Sache spannend und gab uns eine neue Pop-Sprache. Außerdem nahm sie die Dreier-Reim-Ketten des heutigen Deutsch-Rap vornweg, in dem sie „Kurfürstendamm“ auf „Touristenkulturprogramm“ reimte. Mit solchen „Schüttelreimen“ war Humpe natürlich stilbildend für die NDW, die hypernervösen, aggressiven Ideal-Songs taten ihr Übriges, der Mix aus Keyboard-Electronica und Gitarrensolos schien mühelos – und man nannte das noch nicht, wie heutzutage sektiererisch „Genre-Mix“, sondern einfach “Popmusik”. Sie sang auch „Ich kann den Sonntag nicht ertragen und ich will keinen Montag sehn“, und setzte noch einen drauf: „Langeweile killt nur langsam“ usw. Es gibt eigentlich kaum einen Ideal-Song, der nicht schnell ist. Melancholie konnte sie selbst scheinbar auch nur schlecht ertragen. Gefühle waren, passend zur sprichwörtlichen NDW-Kälte „gefährlich; lebensgefährlich, zu viel Gefühl.“ Das ließ sie aber vorsichtshalber von den Jungs in der Band singen. „Blaue Augen“, der Song, in dem FJ Krüger diese Zeilen singt, ist, neben Berlin, wahrscheinlich ihr bekanntester Song. Alle Lieder sind perfekt komponiert, ihr Image war aber eher das der schnoddrigen Band. Was Harmonien betrifft, so mache ihr keiner was vor, sagt Annette Humpe heute in ihren raren Interviews. Humpe hatte an der Kölner Musikhochschule sechs Semester Komposition und Klavier studiert (aufgewachsen war sie in Hagen und Herdecke/Ruhr, ihre Mutter spielte Kirchenorgel und die Familie besaß eine Konditorei) und war schon 1974 nach Berlin gezogen, wo sie anfing in Bands zu spielen. Zuerst mit ihrer jüngeren Schwester Inga Humpe bei den Neonbabies, dann ab 1980 bei Ideal, die einen Teil des Neonbabies-Repertoires übernommen hatten, darunter eben „Blaue Augen“.
Nach drei Alben war Schluss, und wie wir alle wissen, ist sie seither auch als Komponistin und Produzentin für Kapazitäten wie Udo Lindenberg, Rio Reiser, Max Raabe, Die Prinzen, berühmt. Von 2004-2010 war sie federführend beim tollen Soul-Pop-Duo Ich & Ich (mit Adel Tawil), mit der sie einstige Erfolge sogar noch toppte. Ich & Ich gilt als das erfolgreichste deutsche Bandprojekt der Nuller Jahre.
Die Frau, die uns die Tür öffnet, ist eine junge Frau: Jeans, Blondschopf, quirliges Wesen. Sie lässt erst gar keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es jetzt aber sowas von unangebracht wäre, sie als die legendäre Annette Humpe zu behandeln. Oder keine Ahnung, was für einen Trick sie da wieder angewendet hat, dass wir, trotz pochender Herzen und zittrigen Beinen und Stimmen, dann doch relativ schnell, relativ gefasst an ihrem riesigen Küchentisch sitzen und sogar erste Worte und Sätze herausbekommen. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man so jemand interviewt und über dessen Platte redet, oder ihm die eigene vorspielt. Da stehen schon Kaffee und Milch bereit. Sie habe überlegt, einen Kuchen zu holen, sagt sie, sich dann aber gegen Kuchen entschieden, weil das doch tantig wäre. Jetzt wäre die Gelegenheit ihr den Hammer zu erzählen, dass wir übrigens auch ein bisschen in einer Konditorei aufgewachsen sind, so wie sie und ihre Schwester Inga, jedenfalls waren wir als Kinder jeden Tag im Konditorei-Café unser Tante/Onkel, aber das sagen wir nicht. Wir wollen doch alle keine Kuchentanten sein, und was soll die übertriebene Gleichmacherei? Da fragt sie aber schon, das gehört wohl schon zur Image-Beratung, warum wir denn nicht beide blond wären? Dann war schon bald kein Eis zum Brechen mehr da und sie fragt, wie sie für uns denn die Coole sein kann? Wie das denn möglich ist? Die Neubauten waren doch die Coolen damals, und sie doch die Uncoolen. Wir hören darüber hinweg. Die Neubauten? Gibt es, an diesem Sonntagnachmittag, etwas Öderes als die Avantgarde?
Sie erzählt uns wie man Pop-Hits schreibt, und wie sie das erzählt, klingt das so, als würde Punk dabei raus kommen. Die Skills dafür hätten wir. Aber: Du musst an deine Peinlichkeiten ran, wenn du nicht bereit bist, von dir Geschichten zu erzählen, die dir auch ein bisschen unangenehm sind, dann interessiert es den Hörer auch nicht. Du musst an dein Unbewusstes ran! Sie sagt, sie findet vieles an unserer Platte gut, und verpackt charmanterweise, die Kritik daran, z.B. am Albumtitel, in ein Aussehens-Kompliment. „Drogen und Psychologen?“, ihr seht ja nicht gerade so aus, als ob ihr viel Drogen genommen hättet. So einen Titel will ich von einem Typen hören, der da sitzt, gerade noch mit der Nadel im Arm, und den sein Junkietum wirklich geschafft hat. Zu euch würde „Oberlieb“ passen. Sie sagt das kein bisschen abschätzend, sondern fast auch bewundernd, wie man nur so oberlieb sein kann 🙂 „Oberlieb“ wird zum geflügelten Wort in unserer Band, und eines Tages werden wir ein Album so nennen. Mehr von diesem schönen Treffen bleibt, oberlieb wie wir sind, natürlich für immer im „Panzerschrank aus Diamant, Kombination unbekannt.“ Aber so viel muss immerhin noch verraten werden: Es war wie eine Therapiesitzung. Sie schaffte das zum zweiten Mal, obwohl sie das sicher schon beim ersten Mal nicht intendiert hatte. Ideal war ja Anti-Hippie. Aber es passiert trotzdem, wenn Künstler*innen ihr Unbewusstes Ernst nehmen, die Hörer*innen tun`s dann auch! Und so entsteht große Popmusik, oder Punk.
Die erste Zeile, die Kerstin einfällt, als wir danach wieder im Taxi sitzen ist „Ich brauche eine Genie.“ Ganz schön peinlich, wenn man`s mal genauer bedenkt.
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2012 wählten wir für unsere Single “Liebe Stadt” aus dem Album “Drogen und Psychologen” (unbewusst?! jedenfalls fiel es uns erst nach dem Dreh auf) dieselbe Kachelboden-Kulisse aus, wie die im “Ideal-Eiszeit”-Video. Die roten Jacken waren aber bestimmt Zufall . . .
P.S. Wenn wir lesen, was Elena Witzeck in der FAZ zum 70. Geburtstag schreibt, müssen wir fast kotzen; das Erste, was ihr zu dieser großartigen Künstlerin einfällt, ist:
“Humpe klang schräger als Nina Hagen, so dass man sich für die eigene Stimme nicht zu schämen braucht.“
What the fuck! Mal davon abgesehen, dass Nina Hagen eine ausgebildete (Opern-)Sängerin ist; es ist gar nicht so lustig, wie sich in Deutschland dauernd für die Stimmen von Frauen* geschämt bzw. fremdgeschämt wird. Wir dachten, Ideal hätten diese Mentalität beendet :)… Was ist das nur für eine Mentalität, die jede Frau* schräg findet, die authentisch, stark und kraftvoll “Ich” sagen kann? Zur Verbesserung der Symptome folgt hier eine verhaltenstherapeutische Übung für Musikjournalist*innen des Jahres 2020: Hören Sie die Alben von Ideal, Nina Hagen und Nena und finden Sie 10 Adjektive, die nicht beinhalten, dass irgendetwas daran schräg oder “entartet” ist…
Und das Allerschrägste: sowas schreibt die Autorin ausgerechnet über Annette Humpe, die von Harmonielehre mehr versteht als die Beatles und die Beach Boys zusammen. Vielleicht meint sie “schneidend”?
Und jetzt noch was zu Nina Hagen. Sie hat ja mit der Idee von “Schrägheit” gespielt, so wie Annette Humpe mit der Idee von “Normalität”. Ja, Hagen imitierte übertrieben oft, innerhalb weniger Zeilen, einen Stimmungswechsel; psychotische bis theatralische Stimmungsschwankungen darstellend. Das hat nichts mit irgendeiner Idee von “Naturstimme” zu tun. It`s an art thing, you wouldn`t understand… Natürlich kann dieses Spiel mit Facetten des Außerordentlichen auch eine empowernde Wirkung haben. Wenn die Autorin das so meint, dann soll sie das doch so hinschreiben, und nicht Skills-Shaming von hochtalentierten Musikerinnen betreiben.
Peace, und ab!