Mänic Mittwoch Lyrik pt.25 – Das Große Zittern

von Kersty

 

Aber begreife, dass deine Hände zittern

Deine Stimme zittert, dein Körper zittert

Du bist ihm viel zu nah, zittert

Du siehst ihm alles an, zittert

Du bist Frau und du bist Mann, zittert

Wir sind vom selben Stamm, zittert

Sind wir vom selben Stern?, zittert

Ich hab dich mehr als gern, glitzert

Ich kann dir jetzt nicht standhalten, zittert

Ich kann dir nichts erwidern, zittert

Ich hab dem nix entgegenzusetzen, schlittert

Ich bin schon lang nicht mehr verbittert, zittert

Wenn die Mädchen rote Schuhe tragen, glitzert

Der bleiche Rock zittert bunt im Abendwind

Ich fühl mich so leicht, so purpur, zittert

Kirschholzgirl hat sich vertwittert, zittert

Aber trotzdem werd ich panisch, schlittert

Er steht da vorne und unterhält sich, zischt es

Die März-Sonne, die mich anlächeln will,

Auch die Sonne fängt jetzt zu zittern an.

 

Das Parklaub erwacht zitternd aus dem

Winterschlaf,  die blauen Schafe zittern schon

Die aufkommenden Gewitter zittern einen Hashtag

In die Luft und zischen zittrig mit dem Wind

Die Cavalier King Charles- Hunde zwitschern

Sie heißen Sherlock und Shakespeare, so rich.

 

Meine Hände zittern, aber sie werden langsam

Ruhiger, ich erkenne ihn auch ohne Zoom

Er ist so überscharf unterzuckert, witzelt

Ich hab meine Drachensachen an, glitzert

Wie man sowas nur erleben kann, kichert

Eine Frau räumt Vasen vom Tisch  ab,  zittert

Ich konnte seine Lippen erkennen, zittert

Ich versuchte so  lautlos zu lachen, zittert

Es wird zu spät sein, wenn alles weiter splittert

Er sieht aus wie ein neu geborenes Baby,  zittert

Meine Stimme ist so erschöpft und muss doch

unerschöpflich sein, zittert  Es kann

kein Mensch von mir verlangen in dem Zustand

Aufzustehen und mit ihm zu reden, zittert.

 

„What would Tobi Vail do?“ zitiert

Glaub mir, ich liebe mein Label, zittert

Wir müssen die Abrechnung machen, zittert

Der Schock sitzt tief und ich hab`s gewusst, wittert

Ich hab nicht nur jeden Ton dechiffriert,  ich hab

Auch noch die Zitate dahinter, zittert

Verschwende niemals anderer Leute Leben, zittert

Ich hab gelacht, und über eine Lehrerin gesprochen

Während ich ihn aus der Entfernung dann doch noch

Ein, zwei, drei, vier mal angekichert habe

Kichern ist ein Reflex, der Lachen vorbereitet, zittert

Es sind sind immer die Selben, die den Unterricht,

Stören und den Aufstand machen, zettelt

Er war ein Zarter, ein Zersauster, und er lächelte,

verlegen, viel mehr als ich, ich hab mich seltener

für mich selbst geschämt, und darüber jetzt gezittert

ich bin viel besser aus dem Schneider gekommen,

gleichwohl sein Hemd  viel schöner war als meins

Aber ich hab tausend Drachen, die mich bewachen

Und wie viele Drachen hast du?

 

Hab es an der Art wie er da stand, gesehen,

ich konnte noch nicht In die Beruhigung gehen

Also bin ich in der Beunruhigung geblieben,

dies  Gezitter: Ich wusste noch nicht:

Dies inwendige Zittern ist Teil von Lieben

Ich hab noch nie in meinem Leben so gezittert

Ich hab mich für dich geschämt. Du warst mir jetzt

Fast zu schön. So schön kann doch kein Mann sein,

gezittert. Das war wohl das neue Emblem

Er sah so aus, so schön, als hätte er viel geweint

In der letzten Zeit und als wäre er darüber

Zu einem erstaunlichen neuen Wunderwesen gereift

Ich hatte einen Stift in der Hand, und der hat mitgezittert

Es dauert fünf Sekunden, bis die Tinte getrocknet ist

Ich habe mal gestoppt und mitgefiebert, zittert

Das waren mehr als nur ein paar Liter Herzblut, zittert

Er war aber auch selbstbewusst – oh my god, zittert

Ich saß neben ihm in der Kabine vor der Bühne, zittert

Saß neben mir und hatte die Sachen an, die mich bewachen

Es muss jetzt leichter werden mit jedem Tag, hat gezittert

 

Ich wusste schon, ich werde ihm verzeihen und hab deshalb

Gezittert. Über mein Entzücken gekichert, er ist

Aufgestanden und hat im Umherlaufen, gewittert

Bin pragmatisch geblieben und dabei nur ganz leicht

noch gezittert. Eine Stunde lang nur gezittert

Danach nur unmaßgeblich noch weitergezittert

gesplittert. Will  in meinen Grenzen bleiben, zittert

Es ist schon spät und immer noch früh, ein Kännchen Kaffee, zittert

Das liegt nur daran, dass mein Herz aus Kirchenglas ist, zittert

Mit Leuchtbuchstaben auf das Dach geklettert und geglitzert

Florale All-Over-Prints, bin ich ein All-Over-Kind?

Wenn wir uns bei den Orangenbäumen küssen, schlittert

Uns vor nichts mehr fürchten müssen, zittert.