Wir haben ja versprochen in unserem Blog auch mal wieder was über Musikerinnen aus der angloamerikanischen Welt zu schreiben. Auch wenn sie unseren Blog und die Aufmerksamkeit, die wir ihnen geben, gar nicht brauchen 🙂 Chelsea Wolfe zum Beispiel, schon bei ihrem sechsten Album angelangt, denn US-amerikanische Singer/Songwriterinnen dürfen Werke anhäufen, sie werden nicht dauernd ausgebremst; auch wenn die Musik von Madame Wolfe wie eine ganz besonders entzückende Bremsspur klingt! Langsam und tief und so, dass der Dreck, der darunter verborgen liegt, übertönt wird durch mal sphärischen; mal PJ Harvey lauten Gesang. Und da wir gerade bei sowas Brutalem wie Bremsspuren sind. Die Platte behandelt das Thema “Gewalt” in allen Schattierungen (Gewalt gegen Frauen*, Gewalt gegen die Erde) und doch auch in Schwarz /Weiß.
Ein entzückendes und entrückendes Kleid trägt sie im Video. Es ist ziemlich bodenlang und trotzdem BH-sichtbar. Es ist genau dasselbe, in Schwarz und in Weiß. Und in dem Video spielt sie mit einem Messer, zuerst unscharf und dann doch erkennbar. Und am Ende legt sie das Messer einfach wieder weg. Gut so! Denn auch wenn ihr Künstlerinnen*name nicht unschön an Virginia Woolf erinnert (eine der ersten großen Stimme, die über Gewalt gegen Frauen gerappt, gesungen; nein, natürlich geschrieben hat), so ist doch Selbstmord in Zeiten kollektiv geteilter Gewalterfahrung überhaupt kein Mittel mehr gegen irgendwas, und sollte es auch nie gewesen sein, heul.
Nun gut, ganz undepressiv klingen diese Lieder nicht und auch nicht ganz ungothic. Aber doch kraftvoll und voranschreitend; als könne man Gewalt ja doch auch analysieren, zerlegen und ja: überleben, sogar! Die mit den Wölfen heult, und selber einer geworden ist. Musikalisch ist das neue Album “Birth of Violence” reduzierter instrumentiert; manchmal reichen nur eine dringliche E-Gitarre und ein unheimlich im Hintergrund surrender Synthiesound, und doch ist der Song dicht und man vermisst nichts, zum Beispiel auch kein Schlagzeug. Das wiederum mag auch daran liegen, dass ihr Gesang so stark ist, und ihre Melodien. Überhaupt ist es eigentlich ganz beruhigend, dass von Singer/Songwriterinnen, jedenfalls wenn sie aus dem angloamerikanischen Raum sind, schon lang keiner mehr “Band-Sound” erwartet. Und keiner sagt, “irgendwas fehlt”. Vielleicht ändern sich die Hörgewohnheiten ja durch Leute wie Chelsea Wolfe und dann freut sich die Presse auch schon aufs nächstes Jahr erscheinende atmosphärisch-dichte, genauestens ausgeklügelte songstarke Album von unserer Toni Kater. Watch out! Auch for das hier: