Schöne, feierliche, luftige Lieder sind das! Man könnte jetzt nicht wirklich sagen, wo genau man so was zuletzt in dieser subtil-schnaften Entschiedenheit gehört hat: ein verführerisches Spektrum aus flüsterndem Soul, forderndem RnB, Oldschool HipHop, trendy Disco-Sounds, Rap in seiner allerursprünglichsten Funktion, gesprochene Worte zu fliegenden Beats.
Mal ist Miss Platnum das düstere Girl, das alleine in seinem Zimmer sitzt – “dreaming my poor self away” –, sich auf MTV wünscht und gleichzeitig mehr Fernweh hat nach dunklen Ländern als nach bunten Bildern. Dann wieder ist sie die coole Miss mit weißem Pelzmantel und goldenen Ringen, die in das cremige Butter-Buffet beißt wie ihre männlichen Soul-Kollegen in die heißen Brautbrüste. Nahrung ist hier gleich Sex! “Go, get some fat, get some cheese on my bread! Make it hot.” – “Die Assoziation von Essen mit Sex ist bei mir beabsichtigt. Ich kann nicht verstehen, warum das magere Ideal als sexy gilt. Sex und Hunger, dass passt für mich irgendwie nicht zusammen”, insistiert die Sängerin.
Body-Politics und Dresscodes gegen Trendscouts sind genauso Motive im Platnum-Universum wie der Rückbezug auf rumänische Roots: Miss Platnum kam im Alter von acht Jahren von Rumänien nach Berlin, fühlte sich in einer Schule in Berlin-Lichterfelde mit Hornbrille unter all den Rich-Hightech-Kids erst mal befremdet, sang sich durch den Tag und besann sich nun auf dem neuen Album “Chefa” – nach einer nicht ganz so eigenwilligen ersten Platte – auf das, was sie für sich selbst hält: “Dann fing ich an, all diese osteuropäischen Musikstilelemente in meinen Average-Soul zu integrieren. Ey, da muss man erst mal drauf kommen. So zu sich selbst zu stehen. Das war sehr befreiend. Mein Produzententeam, Die Krauts, musste sich so richtig reinfuchsen in dieses Rumänien-Ding.” Spirituell und soundtechnisch entwickelte man die traditionellen Styles aus Ost-Folklore und Tanz-Nostalgie weiter in ein selbstständiges Dance-Party-Konzept.
(Sandra, INTRO, 2007)