“Hamburger Schule Gate” beim Fest & Flauschig Podcast von Schulz & Böhmermann

Spezial: DISKURSROCKDISKURS – Hamburger Schule Gate – Fest & Flauschig | Podcast on Spotify

Wenn du morgens beim Aufstehen erfährst, dass deine gesammelten Facebook-Kommentare – aus dem “Hamburger Schule Gate” – von Jan Böhmermann und Olli Schulz in einem gut-rockenden Hörspiel vertont worden sind: im berühmt-berüchtigten “Fest und Flauschig”-Podcast. Wir haben Tränen gelacht, vor Stolz und Freude, z.B. als unser Einstiegsmanifest so überaus ausdrucksstark und artifiziell dargeboten wurde. Also pailetten-glitzernde, bohemistische Erdbeergrüße gehen raus an Böhmermann & Schulz!
Misogynie ist, wenn die Überschreitung der Frauenrolle gedeckelt wird. Herzliches, feministisches, progressives, linkes Denken ist, wenn der Einwand auch mal in seiner extended Version abgebildet werden kann. Damit wir nicht immer nur am Frauentag sagen dürfen: “Danke für die Blumen, ich will den ganzen Garten.”
Danke natürlich auch an Christian Ihle vom taz-Pop-Blog, für das wunderbare, präzise Drehbuch.
Zum Weiterhören, aktueller Frühlingshit von The Doctorella:
https://open.spotify.com/intl-de/track/3K0PZrFzbIc1pJPpxw7t7e?si=ca3d49316ac74300
Next: The Doctorella Single “Saint White Male” VÖ 10.07.24 (Vorab-Single zum Album “Mondscheinpsychose, Bordsteinrose”, 13.09.24 via Bohemian Strawberry / Broken Silence)
Zum Weiterlesen auf FB / Ella Grether (vom 28.5. um 17.28 Uhr)
Apropos NDR Doku über Hamburger Schule:
Oh, jetzt weinen welche über “die Ausgrenzung weiblicher Akteure in der Hamburger Schule” (anlässlich der heute erscheinenden NDR Doku von Natascha Geier) und lästern so ein bisschen selbstgerecht im Opfermodus über die wortführenden männlichen Musiker von damals. Dabei erwähnen sie nur ganz am Rande, dass es zu einem großen Teil auch intellektuelle, schreibende Frauen (bzw. Mädchen ) waren, die über Jahre hinweg die wesentlichen Ideen des Diskursrock mitgetragen, miterfunden, mitdefiniert und auch mit ihrer Persönlichkeit mitgefüllt haben.
Denn wer es jetzt immer noch nicht weiß ;): Hamburger Schule war ja nicht nur Hamburg-St. Pauli und ein cooler Kiez, es war ein Gesamtdiskurs! Und Teil dieses Gesamtdiskurs waren auch Journalistinnen (was zwar erwähnt wird, aber gesprochen wird dann doch nur mit den männlichen Journalisten, Schriftstellern und Künstlern).
Weil das wissen wir doch alle, dass Kunst nicht nur stattfinden, sondern auch von kongenialen Medien aufgefangen und in ihrer Komplexität zurückgespielt werden muss!
Und diese Frauen bzw. Mädchen (namentlich Jutta Koether, Kerstin Grether, Sandra Grether und auch Clara Drechsler und Barbara Kirchner) sind auch heutzutage noch viel zu künstlerisch, zu wild und zu strahlend und natürlich auch leider nicht selten viel zu doppelbegabt, und manchmal auch im Doppelpack, so dass sie die Nerven von etwas so Einfachem, von zu viel facettenreichem Diskurs Gestresstem, wie einer NDR Doku scheinbar einfach überstrapazieren würden, nicht wahr, Natascha Geier? Aber das, was zu viel ist, das war auch Hamburger Schule. War “Lieber zu viel als zu wenig” (ZickZack Platten)-Motto. Und das hat dem herrschenden Establishment in der verblödeten, immerzu rechtsorientierten Kohl-Ära, eben auch den Spiegel vorgehalten.
Aber wenn männliche Journalisten so ne Subkultur-Bewegung mitaufstellen (wie natürlich Alfred Hilsberg und Diedrich Diederichsen bei der NDW, Anfang der 80er ), dann werden sie für immer in jedem noch so popeligen Beitrag gefeatured und zwar zurecht! Weil so geht halt Musikgeschichtsschreibung.
ABER WENN FEMALE* JOURNALISTINNEN MAL EINE SZENE mitDEFINIEREN, DANN DARF DAS HALT EINFACH SO NICHT GEWESEN SEIN! Dann wird das einmal kurz angedeutet, um es alibimäßig abzuhaken, damit dann wieder Christoph Twickel und Christian Kracht die Szene schreiberisch definieren und daraus hervor gingen. Wenn es doch, wie Schorsch und Dirk im Interview sagen, so viele tolle und interessante Journalistinnen, Regisseurinnen, Bildende Künstlerinnen, Textarbeiterinnen usw. gab, wieso fällt es dann Journalistinnen auch heutzutage noch so schwer, Frauen aus mehr als einem Genre zu interviewen? Also okay, nach 30 Jahren Hamburger Schule schaffen sie es jetzt mal, Die Braut haut ins Auge UND Lassie Singers in einem Beitrag auszuhalten, hallelujah. Und das soll jetzt schon der tolle Feminismus sein? Zugegeben; die Stellen über die Braut haut ins Auge sind wundervoll! Immerhin.
Und dann sind es auch noch die damals eher nicht künstlerisch oder diskursiv agierenden Frauen, die das scheinbar auch heute noch nicht abkönnen, dass Frauen bzw. Mädchen stark waren und stark sind: Zu schön war es, das Klischee zu bedienen, dass es kaum Frauen gab, die in der Hamburger Schule wortführend waren. WTF!
Und übrigens IST DAS SEXISMUS: auch wenn er von Frauen transportiert wird (Stichwort Misogynie): die Frauen, die eine Szene nachweislich mitgeprägt haben aus der Geschichte dieser Szene zu
streichen. (Und ab 1997 Sandra auch als Musikerin, aber dass man die erste Diskurs-Rock-Riot Grrrl Band Parole Trixi auch noch aus der Geschichte der Hamburger Schule ausklammert, obwohl sie doch mitten in der Szene, auf dem Höhepunkt entstanden ist; da hätten wir nie was anderes erwartet. Wissen wir doch wie tiefliegend der Sexismus ist, in der Generation der Boomer, der wir, ein Glück, nicht angehören).
Und Hamburger Schule, das war natürlich auch nicht der ewige Student mit Papa-Kohle, der mal Journalist werden will, während wir die Sache mit der Gegenwart in der Gegenwart des sexistischen, nationalistischen, rassistischen und anti-intellektuellen Deutschlands schon mal klargemacht haben, der und die erst noch studieren mussten, um Journalisten zu WERDEN, um schlechte Kopien der Originale aus der Spex zu werden und zu überschreiben. Weil sie nicht wissen, was es bedeutet, Teil der Szene zu sein.
Und wisst ihr was das Lustigste an allem ist: diese Szene hat immer so zusammengehalten, war immer so solidarisch untereinander, (und ja, auch viele der Männerbands waren schon damals durchaus belesener was feministische Theorie betrifft, als so manche Zaungästinnen von heute ). Bei Leuten, die im betrunkenen Zustand Uni nachspielen, darf man die Ausführlichkeit der Wortbeiträge nicht überbewerten, inhaltlich kam da viel Glanz und Wärme rüber. Und ja, wie gesagt, auch Feminismus! Wir lassen uns nicht im Namen des Feminismus, den wir als Pop-Feministinnen und Pop-Linke selber mitgeprägt haben, unsichtbar machen.
Denn wie schon die Fehlfarben wussten und Diedrich Diederichsen richtig zu interpretieren verstand: Geschichte wird gemacht!
P.S. Und apropos: und das ständige Gestichele gegen Blumfeld nervt gratis dazu.